Zum noch erhaltenen Teil des denkmalgeschützten Anlagenverbandes im ehemaligen Revierelektrizitätswerk (REW) gehört als überaus wertvolles Detail die Fördermaschine auf dem Drei-Brüder-Schacht. Sie ist solider Beleg für die Leistungsfähigkeit und Qualität des einstigen Freiberger Maschinenbaus. Repräsentativ dafür steht ihr damaliger Erbauer und Begleiter über mehrere Jahrzehnte, die Firma “Paschke-Maschinenbau, Gießerei und Kesselschmiede”.
Die Maschine ist eng mit dem Schicksal dreier Gruben verbunden und erinnert als solche an die letzte große Blütezeit und die folgende Abrüstung des Freiberger Bergbaus sowie an die äußerst geniale Nachnutzung der einstigen Bergwasserver- und Entsorgungsanlagen, die in der Revierwasserlaufanstalt (RWA) vereinigt waren.
Im Reiche Zeche Richtschacht, einem der Hauptschächte der nunmehr Königlichen Himmelfahrt Fundgrube, wurde 1888/90 der Wassergöpel durch eine kleinere Dampfförderanlage ersetzt. Notwendige höhere Förderleistungen aus großer Teufe zwangen schon 1898 zum Austausch gegen eine stärkere zweizylindrige Dampfmaschine. Die angespannte wirtschaftliche Lage bei der Oberdirektion der Königlichen Erzbergwerke (OdE) war Anlass , die freigewordene Förderanlage umgehend weiterzuverwenden. Sie wurde zum Röschenschacht umgesetzt, einer bedeutenden Schachtanlage der Königlichen Mittelgrube in der Betriebsabteilung Beschert Glück. Ergänzend hinzugefügt wurde der Blechschornstein von der Förderanlage des 1896 stillgelegten Constantin-Schachtes.
Die moderne Dampffördertechnik konnte jedoch weder bei Mittelgrube, noch bei Himmelfahrt das Betriebsende verhindern. Beschert Glück schloss bereits zwangsweise 1899 und die noch verbliebenen Himmelfahrt- und Himmelsfürst-Fundgruben nach planmäßiger Abrüstung ab 1903 bis 1913.
Noch in dieser für den Bergbau schicksalhaften Zeit konnte die betagte kleine Dampfförderanlage von 1888 einem alten, längst verwahrten Schacht zu neuem Glanz verhelfen. Nur etwa 800 Meter nördlich von ihrem Standort beim Beschert Glück Röschenschacht war der 1902 zugewölbte Drei-Brüder-Schacht aufzuwältigen, um dort nach LANGEs Plänen das Unterwerk des späteren REW zu errichten. Die RWA als Bauherr des Elektrizitätswerkes musste sparsam und mit geringstem Aufwand arbeiten; daher bat man die OdE um leihweise Überlassung der Maschine. Das Bergamt gab nach Revision grünes Licht. Die Herstellerfirma Paschke übernahm nun ab Ende 1912 auch diese zweite Umsetzung, nachdem sie die erste von Reiche Zeche nach Beschert Glück mit “etwa 45 Fuhren” bereits erfolgreich erledigt hatte. Der Zustand der Maschine war nach verschiedenen Überholungs- und Anpassarbeiten indes so hervorragend, dass aus der gedachten Interimslösung ein Dauerbetrieb für die gesamte Laufzeit des REW wurde.
Die Antriebsdampfmaschine entwickelte bei 8 at Dampfdruck 7,9 PS Leistung. Ein dafür neu gemauerter Schornstein ist heute nicht mehr vorhanden. Nachdem mit der Maschine die gesamte Schachtrekonstruktion sowie das Einhängen der schweren Turbinen- und Generatorenteile bewältigt wurde, konnte 1915 mit dem ersten erzeugten Strom der Dampfantrieb durch einen Elektroantrieb ersetzt werden. Leider sind keine Teile der Dampfmaschine erhalten. Man sieht aber noch heute die Antriebsscheibe mit dem Loch für den Kurbelzapfen und die Exzenterscheiben für die Steuerschieber. Der eigentliche Fördermaschinenteil ist durch jahrelange gute Pflege der Mannschaften bestens erhalten und mit dem einst installierten Elektromotor noch betriebsfähig.
Zum Schluss noch eine Kuriosität:
Die Einstellung des Bergbaus 1913, die anschließenden Wirren des Krieges und der lnflationszeit brachten es mit sich, dass die Tatsache der vom Fiskus geliehenen Fördermaschinen-Ausrüstung vergessen wurde. Ein Schlaumeier bemerkte dies Ende der 1920er Jahre und tat sich wichtig, als er die inzwischen stillgelegte Dampfkesselanlage sah. Der Fiskus zeigte sich großzügig und ließ die Sache auf sich beruhen.