WassErleben

Seinem ursprünglichen Zweck nach wurde der Schacht für die Bewältigung der unter Tage zufließenden Wassermassen geteuft. Bald stellte sich heraus, dass auch über diesen neuen Schacht Material gefördert werden musste. So änderte sich seine technische Ausstattung, die sehr früh damit begann, Wasser als Antriebsmedium zu nutzen – andere Ressourcen standen im Revier nicht zur Verfügung.

Am Drei-Brüder-Schacht ergab sich so eine energetisch interessante Konstellation, denn nach Erreichen der Sohle des Rothschönberger Stollns in 272 m Tiefe stand eine enorme Fallhöhe zur Verfügung. Früher nur technisch in Kaskaden nutzbar, von Wasserrad zu Wasserrad, eröffneten sich gerade im Zeitraum des Niedergangs des Freiberger Bergbaus um 1910 neue Möglichkeiten: Turbinen konnten jetzt große Fallhöhen in einem Zug nutzen, das Wasser rauschte so mit hohem Druck durch diese Maschinen. Parallel zur Entwicklung der Turbinentechnik vollzog sich die technische Revolution der Elektrifizierung mit der Möglichkeit, mechanische Energie aus der Turbine im Generator in elektrische Energie umzuwandeln. Der Riesenvorteil dieses Hauptenergieträgers – seine unkomplizierte Transportfähigkeit – ließ die gesamte Industrie darauf einschwenken. Alle Lebensbereiche wurden davon erfasst. Aus heutiger Position kaum vorstellbar, wie es „ohne Strom“ funktionieren soll…

Durch seine standortbedingte historische Entwicklung nahm mit Inbetriebnahme des Kavernenkraftwerkes der Drei-Brüder-Schacht im Revier sofort eine Sonderstellung ein. Heute gilt diese ingenieurtechnische Meisterleistung jedoch nicht nur als Technisches Denkmal. Die Nutzung erneuerbarer Energiequellen ist die Zukunft. Um fossile Energieträger ersetzen zu können, braucht es Ideenreichtum und Mut. So kann dieses Technische Denkmal immer wieder Denkanstöße liefern, hoffentlich auch selbst eines Tages wieder „sauberen Strom aus der Tiefe“.

Die Situation, am Drei-Brüder-Schacht sowohl Rückblicke auf die Entwicklung der Energiewirtschaft im Revier als auch Perspektiven für die Nutzung der Wasserkraft geben zu können, veranlasste den Verein, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft und nicht zuletzt wichtige Partner der Region zur Installation eines Informationszentrums an dieser Stelle. 2008 feierlich eröffnet, übernimmt seitdem diese Umweltausstellung einen besonderen Part im Kontext aller Denkmale der Montanregion Erzgebirge.

Hier erhält der Besucher vorrangig Informationen zur Nutzung der Energieressourcen im Bergbau – in einem ehemaligen Schacht, einem ehemaligen Kraftwerk, in einem einmaligen Ambiente. Das Informationszentrum wurde didaktisch so aufgestellt, dass Schülerinnen und Schüler der Grund- und weiterführenden Schulen mit ihren Lehrern einen außerschulischen Lernort vorfinden. Inhalte des MINT-Unterrichtes lassen sich hier an der Praxis nachvollziehen. Und vielleicht liefert ein Besuch den letzten Anstoß, sich für einen technischen Beruf zu entscheiden.

Die Besucher können hier die über Jahrhunderte dauernde Erschließung der Energieressource „Wasser“ erleben. Original erhaltene Werkzeugmaschinen setzen sich über eine Transmission  in Bewegung – dank der Elektroenergie. Gedanklich senkt man mit jeder Umdrehung der Seiltrommel der alten Fördermaschine seinen Blick in die Kraftwerkskaverne und im Gegenüber der Schaltanlagen ahnt man, welcher herausragende Moment die Inbetriebnahme dieses Kraftwerkes am 24. Dezember 1914 für die gesamte Region war. Lassen Sie die Zeit an sich vorüber ziehen, um auch zu sehen, welchen Herausforderungen sich unsere Jugend stellen muss. Sie sind herzlich eingeladen …